Chronik

Geschichte der Katholischen Grundschule Stukenbrock

Im 17. Jahrhundert gab es in Deutschland und somit auch in Stukenbrock weder Schulpflicht noch regelmäßigen Unterricht.
Allerdings fing man nach dem 30-jährigen Krieg (1618-1648) an, sich mit der Bildung des Volkes zu beschäftigen. Der Bildungsstand der Bevölkerung war sehr niedrig. Allein der Pastor und der Vogt konnten lesen und schreiben.
Deshalb regten die Landesherren die Errichtung von Volksschulen an, in denen die Kinder neben der Vermittlung religiösen Wissens auch das Lesen, Schreiben und Rechnen lernen sollten.
Da es aber keinen ausgebildeten Lehrerstand gab, griff man häufig auf den Küster als Lehrer zurück, wenn er denn selbst einigermaßen lesen, schreiben und rechnen konnte. Man glaubte nämlich, der nahe Umgang mit dem Pfarrer bringe dem Küster die Bekanntschaft mit gelehrten Dingen bei. So war das eine ausreichende Qualifikation für das Unterrichten der Kinder.

Auch in Stukenbrock begann der Unterricht für die Kinder durch den Küster.
In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde in einem Raum der aus eigenen Mitteln errichteten Küsterei der Unterricht vom Küster Dreier erteilt.
Die Küsterei stand an der Stelle der Gastwirtschaft Steermann, heute „Hotel zur Post“.
In der Chronik des Heimatforschers Stiewe wird weiterhin erwähnt, dass um diese Zeit ein Küster Jobst Henrichs unfähig war, Kinder zu unterrichten, und so der Pfarrer Valentin Kuntz 1654 selbst „die Kinder unterwiesen und Schule gehalten“ habe.
Von einem systematischen Unterricht konnte allerdings keine Rede sein. Vielmehr wird es so gewesen sein, dass der Pfarrer oder der Küster vor Ostern die Kinder auf die Beichte und Kommunion vorbereitete; und mit diesem Wissen gingen die Kinder später ins Leben.

Trotz der Mahnungen des Fürstbischofs in Paderborn konnten die Leute nicht immer dazu gebracht werden, ihre Kinder überhaupt oder regelmäßig zur Schule zu schicken.
In einem Bericht von 1700 heißt es: „Ein Lehrer ist hier nicht, sondern der Dienst ist dem Küster übertragen, der aber vergeblich diesen Titel führt, da er keine Kinder zu unterrichten hat.“

Nach der Französischen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts änderte sich auch in unserem Land vieles im Leben der Menschen. Davon war auch das Schulwesen betroffen.
Es begann in dieser Zeit eine systematische Ausbildung zum Lehrer. Dementsprechend hob sich auch das Wissen der Kinder.

Als erster ausgebildeter Lehrer kam Franz Josef Gauksterdt vom Hofe Gauksterdt nach Stukenbrock. Von ihm hieß es, „er sei ein hochgelehrter Mann, der alle Schulen in Paderborn besucht habe“. Er unterrichtete von 1793 bis 1833 an der Schule in Stukenbrock.
Sein Sohn Leopold wurde dann schon auf dem 1825 von dem großen westfälischen Schulmann Overberg eingerichteten Lehrerseminar in Büren ausgebildet.

Als man 1799 eine neue Schule bauen wollte, gab es Streit über den Standort. Entweder sollte sie an der alten Stelle bei Steermann errichtet werden oder in der Nähe der Kirche. Nach vielem Hin und Her wurde die Schule unmittelbar vor dem Kircheneingang erbaut.
1844 wurde die Schule um einen zweiten Klassenraum erweitert, da einige Jahre vorher eine zweite Lehrerstelle eingerichtet worden war.

Als 1888 die Hauptverbindungsstraße zwischen Paderborn und Bielefeld, die spätere Bundesstraße, ausgebaut wurde, stand ihr die Schule im Wege. Sie wurde auf Abbruch verkauft.
Im selben Jahr wurde nur wenige Meter von der Straße eine neue Schule als „Knabenschule“ gebaut.
Die Zunahme der Bevölkerung machte 1903 die Errichtung eines zweiten Schulgebäudes auf der Ottenheide erforderlich. Sie wurde als „Mädchenschule“ geführt und 1910 um einen zweiten Klassenraum erweitert.

In der Knabenschule wurden nach Erbauung und Bezug der „Kirchschule“ in den 50-er Jahren des 20. Jahrhunderts eine Arztpraxis und eine Lehrerwohnung untergebracht, später auch die Verwaltung der Gemeinde Stukenbrock.
In der Mädchenschule wurden nach Umzug in die „Kirchschule“ eine Schwesternstation und ein Kindergarten geführt.
Der Kindergarten „Ottenheide“ existiert heute noch.

Zu den herausragenden Lehrerpersönlichkeiten nach dem 1. Weltkrieg und in der Zeit des 2. Weltkrieges gehört Fritz Koch, der von 1919 bis 1947 unterrichtete und von 1930 bis 1947 Schulleiter war.
Vor allem aber hat Johannes Stiewe, der von 1930 bis 1961 hier Lehrer und Schulleiter war, Generationen von Schülern unterrichtet.
Während seiner Schulleiterzeit entstand das neue Gebäude der Volksschule an der Holter Straße.
Neben seinem schulischen Engagement hat sich Johannes Stiewe besonders um die Aufarbeitung der Heimatgeschichte verdient gemacht.
Seine Forschungsarbeiten sind nachzulesen in seinem Buch zum 800-jährigen Bestehen Stukenbrocks, das unter dem Titel „Stukenbrock – Geschichte eines Sennedorfes“ im Jahr 1953 erschienen ist.

Der starke Anstieg der Kinderzahl in den Nachkriegsjahren, vor allem auch aus dem Osten, auf fast 350 Kinder, die von 6 Lehrpersonen in 4 Klassenräumen unterrichtet wurden, führte zu Engpässen.
Die Situation verschlechterte sich noch, als 1951 auch die neu eingerichtete einklassige evangelische Schule in den 4 Räumen untergebracht werden musste. Nun war Wechselunterricht vom Morgen bis zum Abend die Regel.

Dieser Wechselunterricht sowie die getrennte Lage der beiden Schulgebäude, die Knabenschule an der Bundesstraße und die Mädchenschule an der Ottenheide, veranlasste die Gemeinde, den Bau einer neuen Schule zu planen. Außerdem entsprachen beide Gebäude nicht mehr den Anforderungen eines zeitgemäßen Unterrichts.

Im Frühjahr 1951 wurde der Bau einer neuen Schule von der Gemeindevertretung beschlossen. Als Standort wurde ein Grundstück am Ölbach, an der heutigen Holter Straße, in unmittelbarer Nähe zur Pfarrkirche gewählt.
Im November 1952 wurde mit dem Bau begonnen und am 15. August 1953 passend zur 800 Jahrfeier der Gemeinde Stukenbrock das Richtfest gefeiert. Eingeweiht wurde die Schule am 15. Dezember 1954.
Der Bau umfasste im Untergeschoss die Räume der landwirtschaftlichen Berufsschule, die evangelische Volksschule und die Dusch-und Badeanlagen für die Bürger der Gemeinde.
Im Obergeschoss waren die 6 Klassenräume der katholischen Kirchschule als Volksschule mit allen nötigen Nebenräumen untergebracht. Den Plan der Schule entwarf der Diözesanbaurat Boklage aus Münster. Als er krank wurde, führte Regierungsbaurat Steinbiß aus Paderborn den Rohbau weiter. Die örtliche Bauleitung lag in den Händen des Architekten Roland Hochsieder aus Stukenbrock.
Die Kunstwerke im Gebäude sind Schöpfungen des Paderborner Künstlers Joseph Rikus.

In der Kirchschule wurden die Evangelische und die Katholische Volksschule bis zur Neuordnung des Volksschulwesens in NRW 1968 getrennt geführt.
Von Anfang an aber wurden im Gebäude „Kirchschule“ in beiden Konfessionsschulen die Mädchen und Jungen zusammen unterrichtet.

Die große Reform des Volksschulwesens in NRW im Jahr 1968 brachte landesweit die Trennung der Volksschule in Grund- und Hauptschule.
Die Grundschule umfasste die Jahrgänge 1 – 4.
Die Hauptschule umfasste die Jahrgänge 5 – 9.
Der 10. Jahrgang wurde erst 1972 an der Hauptschule eingerichtet.

Ab 1968 übernahm der vormalige Rektor der Kath. Volksschule (1962 – 1968), Wilhelm Hissmann, bis zu seinem Tod im Frühjahr 1976 die Leitung der Hauptschule, die von Anfang an als Gemeinschaftshauptschule geführt wurde.
Es folgten als Hauptschulleiter Manfred Büngener (1976 – 2000) und Heinz Hildmann (2000 – ).

Bei der Abstimmung über den Status der Grundschule sprachen sich 1968 die Eltern mehrheitlich für die Katholische Konfessionsschule aus.
Daher ist die Grundschule Stukenbrock bis heute eine katholische Konfessionsschule und hat den Namen „Katholische Grundschule Stukenbrock“.

Erster Schulleiter der Grundschule war von 1968 bis 1971 Franz Janus, vormals Hauptlehrer der Forellschule.

Im Zuge der bereits erwähnten Reform des Schulwesens in NRW wurde die zweiklassige Brinkschule an der Paderborner Straße aufgelöst, und die Schüler wurden der Grundschule und der Hauptschule zugeführt.
Die Brinkschule war 1910 für die Kinder, die außerhalb der geschlossenen Ortschaft in der zersiedelten Landschaft wohnten, errichtet worden. Letzter Leiter dieser Schule war von 1959 bis zur Auflösung 1968 Herbert Nega, der dann zur Hauptschule wechselte.
Die Räume der Brinkschule wurden noch einige Jahre von der Kath. Grundschule benötigt.

Ebenso ging es mit der Forellschule in Stukenbrock-Senne. Sie war 1780 für die Schulkinder des Ortsteils Senne erbaut worden und verlor 1968 ihre Selbstständigkeit als 2-klassige Volksschule. Die Schüler kamen zur Grundschule bzw. zur Hauptschule.
Ihr letzter Leiter war Hauptlehrer Franz Janus. Er leitete die Schule von 1962 bis 1968 und wurde dann – wie schon erwähnt – der 1. Leiter der Kath. Grundschule.
Das Gebäude auf der Senne wurde noch bis 1986 als Schulstandort für die Kath. Grundschule genutzt. Dann wurde das Gebäude Standort für die neue Sonderschule für Erziehungshilfe des Kreises Gütersloh.
Seit 1992 bis heute ist ein Kindergarten in dem Gebäude untergebracht.

Durch den Neubau der Hauptschule (Architekt: Ulbrecht, Bielefeld) in unmittelbarer Nähe zum alten Schulgebäude, am Pfarrer-Huckschlag-Weg gelegen, konnte ab 1971 die Raumnot der Grundschule an der Holter Straße gelindert werden, da nun alle Räume der „Kirchschule“ für die Grundschule zur Verfügung standen.
Allerdings mussten immer noch Klassen der Grundschule in die Forellschule und Brinkschule ausgelagert werden (siehe oben).
Das wurde nötig, weil die Schülerzahlen infolge starken Zuwachses durch Geburten und Zuzüge enorm angestiegen waren.
Die Beschulung der Grundschüler an verschiedenen Schulstandorten führte für die Gemeinde zu hohen Kosten, weil die Schüler in einem Schülerspezialverkehr zu den verschiedenen Schulstandorten gefahren werden mussten.

Außerdem war die Belastung der Lehrer und Lehrerinnen enorm, mussten sie doch häufig von einer Unterrichtsstunde zur anderen möglichst schnell zum Beispiel die 7 km von Stukenbrock-Senne bis ins Zentrum zur „Kirchschule“ bewältigen.

1989 wurde die Selbstständigkeit der Hauptschule Stukenbrock von der Regierung aufgelöst, da die Schülerzahlen rapide zurückgegangen waren.
Es wurde der Zusammenschluss mit der Hauptschule Schloß Holte zu einer Hauptschule für Schloß Holte-Stukenbrock beschlossen.
Der Standort der neuen Hauptschule wurde das Hauptschulgebäude in Schloß Holte.
Die Hauptschule Schloß Holte-Stukenbrock gab sich 1992 den Namen „Lisa-Tetzner-Schule“.
Der 5. und 6. Jahrgang der Hauptschule musste allerdings noch in Stukenbrock bleiben, weil die Räumlichkeiten in Schloß Holte nicht für alle Schüler der Hauptschule Schloß Holte-Stukenbrock ausreichten.

So konnten erst zum Schuljahr 1992/93 Grundschulklassen in das nahe gelegene Hauptschulgebäude ausgelagert werden, zunächst 3 Klassen des 4. Jahrgangs.

Da in den folgenden Jahren die Zahl der Grundschüler auf über 500 Schüler angestiegen war und alle Hauptschüler seit dem Jahr 1996 (nach einem Schulerweiterungsbau) in Schloß Holte beschult wurden, konnten nun beide Gebäude – also Kirchschule und frühere Hauptschule – für die Kath. Grundschule Stukenbrock genutzt werden.

Bis heute werden in beiden Gebäuden Kinder der Kath. Grundschule Stukenbrock unterrichtet.
In der alten „Kirchschule“ an der Holter Straße lernen die Schüler des 1. und 2. Jahrganges, das ehemalige Hauptschul-Gebäude ist für die Kinder des 3. und 4. Jahrgangs vorgesehen.
Ebenso werden Räumlichkeiten für die Randstundenbetreuung und für die OGS (Offene Ganztagsschule) genutzt.

Im Gebäude an der Holter Straße ist außerdem seit 1990 ein Kindergarten („Das Nest“) eingerichtet.

In den letzten Jahren wurde von der Stadt Schloß Holte-Stukenbrock viel Geld in die Modernisierung der beiden Grundschulgebäude investiert.
Ebenso wurde der Schulhof neu gestaltet und die alte Turnhalle saniert.
Eine ganz persönliche und – wie ich finde – interessante Mitteilung sei zum Schluss dieses Berichtes erlaubt.
Als ich, Elisabeth Büngener, als „Fräulein Stein“ im Mai 1965 an die Kath. Volksschule kam, hatte das Lehrerkollegium 5 Lehrer und 2 Pensionäre, die wegen Lehrermangels weiterhin beschäftigt wurden und sich eine Klasse teilten, und 3 Lehrerinnen bei knapp 300 Schülern und Schülerinnen..
Im Schuljahr 2010/2011 unterrichten an der Kath. Grundschule Stukenbrock 22 Lehrerinnen und 2 Lehrer die 365 Schülerinnen und Schüler.

Zum Schluss noch einmal ein Überblick über die Schulleiter in Stukenbrock seit Mitte des 20. Jahrhunderts:

Die Leiter der Katholischen Volksschule, Kirchschule Stukenbrock in neuerer Zeit:
Fritz Koch 1930-1947
Johannes Stiewe 1947-1962
Wilhelm Hißmann 1962-1968

Die Leiter der Katholischen Grundschule Stukenbrock:
Franz Janus 1968-1971
Horst Volkmer 1971-1992
Hergart Rübel 1992-2003
Christine Weiß 2003-

Verfasser: Manfred und Elisabeth Büngener
© Alle Rechte bei den Autoren, August 2010

Quellen:
Johannes Stiewe: „Stukenbrock – Geschichte eines Sennedorfes“, Paderborn 1953
Rudolf Gürtler: „Mitte der Senne – Schloß Holte-Stukenbrock“, Gütersloh 1985
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